Über Hochschulstrategie und Probleme öffentlicher Ausschreibungen - eine Anmerkung

HochschulExpert wird häufiger aufgefordert, Angebote auf Ausschreibungen zur Beratung in Strategieprozessen abzugeben.

 

In den Ausschreibungsunterlagen finden sich dann in aller Regel sehr detaillierte Leistungsbeschreibungen, die wesentliche Teile des Projektablaufs schon so weitgehend festlegen, dass die für einen Strategieprozess notwendige Offenheit und Flexibilität nicht gewährleistet ist. Aus Sicht einer Vergabeverwaltung mag eine solche Vorgabe zwar verständlich erscheinen. Es ist aber wichtig zu verstehen - das besagt jedenfalls die Philosophie von HochschulExpert -, dass Strategieentwicklung selbst als dynamischer Prozess konzipiert sein muss, weil sich die Aufgaben und die Richtung vielfach erst „unterwegs“ ergeben. Die Ausgangslage der betreffenden Hochschule ist bei Prozessbeginn keineswegs immer schon so klar, wie sie aus der Innensicht erscheinen mag. Ohne die nötige Flexibilität wird auch der Mehrwert, der durch externe Berater erbracht werden soll, nicht in wünschenswertem Maße wirksam.

 

Ein Strategieprozess erfordert demzufolge ein dynamisches und flexibles Management, sowohl von Seiten der Hochschulleitung als auch von Seiten des Beraters, und eine kontinuierliche Fortschreibung der Planung in enger Abstimmung zwischen beiden Seiten im Prozessverlauf. Nach unserem Verständnis kann es daher zu Beginn des Prozesses nur eine allgemeine Leistungsbeschreibung geben, etwa dass innerhalb von 24 Monaten ein vollständiger institutioneller Strategieplan vorliegen muss, der definierte Anforderungen erfüllt, und dass die Hochschulangehörigen in dem Prozess mitgenommen werden müssen.

 

Ebenso schwer wiegt die ebenfalls häufig anzutreffende angedachte Rollenverteilung, die dem Berater die Rolle eines Produzenten bzw. Lieferanten und der Hochschule die eines Konsumenten bzw. Empfängers zuweist. Dies verträgt sich nicht mit unserem Verständnis, wonach die betreffende Hochschule - ihre in den Prozess involvierten Mitglieder - selbst eine sehr aktive, „liefernde“ Rolle übernehmen muss, wenn der Strategieprozess erfolgreich und nachhaltig gestaltet werden soll.

 

Den Hochschulen wäre der Mut zu wünschen, Ausschreibungen zu so grundlegenden Fragen wie die Strategie der Hochschule, die an den Kern der Organisation rühren, mit weniger detaillierten Prozessvorgaben zu versehen und stärker auf die Ziele zu fokussieren.

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